Samstag, 19. November 2011

Intra- und internationale Gewalt

Leider hatte ich in den letzten Wochen wenig Zeit für seriöse Recherche, doch dachte ich, mich mal wieder melden zu können...

Ich habe mich heute etwas mit zwei Fragen beschäftigt, die beide mit derzeit führenden Schurkenstaaten zu tun haben.
Nun, ich möchte nicht darauf hinaus, die politischen Entscheidungsträger Syriens und des Iran seien etwa die armen Opfer westlicher Antipropaganda, aber die erste Frage, welche mich beschäftigte war doch: "Haben bestimmte Staaten weniger recht auf die Verteidigung ihrer Souveränität als andere?" -Offensichtlich!

Israel drohte dem Iran mit militärischer Intervention (...es wäre ja nicht das erste mal) zur Beendigung des dortigen Atomprogrammes. Soweit, so ok. Die außenpolitische Linie der Regierung Ahmadinedschad ist in dieser Hinsicht seit langem klar definiert. Und doch: Der Iran reagiert daraufhin mit Übungsmanövern der Luftwaffe, zur Selbstverteidigung! Im östlichen Teil des gebirgigen Landes bereitet man sich auf eine mögliche, weil angedrohte, direkte Provokation vor. Die Reaktionen der westlichen Industrieländer bestimmen daraufhin weitere Drohgebärden! Gerüchten zufolge werden bereits (zumindest) wirtschaftspolitische Embargopläne gegen die iranische Ölindustrie geschmiedet.
Fernab der latenten Bedrohung, welcher sich der israelische Staat zweifellos ausgesetzt sieht, wundere ich mich bei all diesem Hickhack doch sehr, wie es möglich ist, dass in der Berichterstattung westlicher Medien jede iranische Aktion als böse Aggression, jedes grobe Stänkern internationaler Mächte (ich möchte nicht schon wieder den Namen der USA nennen) als eine legitime, verständnissvoll-bemutternde Ermahnung dargestellt wird. Und gleichzeitig Frage ich mich, zu wieviel Prozent sämtliche größere kriegerische Auseinandersetzungen der letzten, sagen wir, 20 Jahre, direkt auf eine militärische Aggression (sprich: Invasion!) der US-Army zurückzuführen sind... sollte ich auf eine Zahl stoßen (sei es durch persönliche Rechenleistung), so werde ich diese umgehend kundtun.

In Syrien verhält sich die Situation derzeit etwas anders, hier fanden heute weitere Sturmangriffe der regierungstreu verbliebenen Teile des Militärs auf die Zivilbevölkerung des Landes statt. Ebenfalls heute läuft das Ultimatum der Arabischen Liga an Syrien ab, welches den Ausschluss des Landes aus der Organisation bei Nichtbeendigung der Gewalt gegen die Bevölkerung zum Inhalt hat. Somit dachte ich: Soll dieses Vorgehen der Regierung nun bedeuten, Syrien habe keine Angst vor einem Ausschluss? Gerade angesichts der vorherrschenden Tendenz des demokratischen Neubeginns in den meisten Mitgliedstaaten der Liga, welche Syrien ja ohnehin gerade in eine politische Außenseiterrolle drängt, könnte die Bedeutung der politischen Koordination mit den übrigen Ländern der Region für Präsident Assad ein annehmbares Opfer für seine Machterhaltung bedeuten.
Andererseits könnte es sich auch um den Versuch einer Art Letalschlag handeln. Denn neben den übrigen Verletzten und Verhafteten scheint es eine unverhältnismäßig große Anzahl Abtransportierter gegeben zu haben, deren Schicksal zunächst noch unklar ist. Sollte dem internationalen Druck in irgendeiner Gestalt nachgegeben werden, so kann man wohl davon ausgehen, dass zuvor die gröbsten Unruhe- und Gefahrenherde möglichst ausgedämpft werden würden.

Eine bezeichnende Beobachtung zum Schluss: Außerhalb der UNO-Diskussion zeigen sich USA und EU noch zurückhaltend was klare Reaktionen zur Unterdrückung einer Demokratioebewegung in Syrien anbelangt. Man überlässt es den arabischen Kollegen, hier Verantwortung zu zeigen. Diese reagieren hierbei mit dem Rauswurf des Problemgebietes aus dem eigenen Zuständigkeitsbereich.
Was allerdings Aufrüstungspläne des Iran angeht, und zwar hinsichtlich einer Waffengattung, auf welche sich sowohl Israels wie auch die amerikanische Außenpolitik seit 60 Jahren erfolgreich stützt, dann ist das eindeutige "Chef"sache. Und es wird nicht lange gefackelt, sondern gleich klar angedroht, was passieren würde, sollte jener Staat es wagen, sich gegen einen eventuellen Angriff eines anderen zu wehren!

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